Ein Integriertes Bibliothekssystem (engl. ILS) ist längst keine Innovation mehr. Man mag sich daher wundern, was denn wohl "allegro" zu suchen habe in einer Veranstaltung, in der es um "Innovative Lösungen" geht. Einige Hinweise sollen deshalb zunächst einmal klären, was im Titel mit „Innovationswerkzeuge“ gemeint ist:
Das ausgelieferte „Gesamtpaket“ enthält neben den Programmen alle Zutaten (und zwar Skripte, Parameter, Hilfetexte usw.), die zu einem ILS nötig sind. Diese Zutaten kann man beiseitelassen und das System auf eigene Weise für andersartige Projekte mit anders strukturierten Daten nutzen, d.h. mit eigener Konfiguration, eigenen Skripten, Parametern usw.
Die  Präsentation auf dem Bibliothekartag 2011 soll den Stand der Entwicklung  umreißen, und sie ist ihrerseits eine Innovation: integriert in die neueste  Web-Oberfläche namens a30 zeigt sie  einen Überblick über die wichtigsten Aspekte des Systems, wobei dieses selbst zugleich  ausprobiert werden kann an einer realen Datenbank: (es handelt sich um die  RDA-Testdaten der LC)
  http://www.allegro-c.de/db/a30/allegro.htm
  Dieses Papier: http://www.allegro-c.de/doku/a30/berlin2011.pdf 
  a30 ist eine Rich Internet Application auf der Basis von Adobe Flash. Damit können  nun Web-Anwendungen mit einem Minimum an Skripting erstellt werden: Praktisch  entfallen die gängigen Skriptsprachen und Normen wie PHP, Perl, Java,  JavaScript, HTML, CSS und XML; man braucht fast nur noch die allegro-eigene Skriptsprache FLEX, die zur Kommunikation mit der  Datenbank ohnehin nötig ist. Im Vergleich zu SQL, das ja immer für den Verkehr mit einer relationalen Datenbank  wie MySQL genutzt wird, kann FLEX auch noch fast alles andere übernehmen, wozu  man sonst eben Java, PHP etc. verwendet, und a30 funktionert dann  browserunabhängig ohne JavaScript-Kunstgriffe. Besonders das Erstellen und Verwenden  von Formularen im sog. FreiRaum ist  denkbar einfach. Die Ajax-Technik (dynamische Client-Server-Kommunikation unter  der Oberfläche) ist so integriert, daß man sie als solche gar nicht kennen muß.  (Beispiele im Menü der Präsentation.)
  Mit diesem Ansatz wird sich allegro auch in das dynamische Umfeld mobiler Dienste (Android, Tablets, Google  Chromebook) mit recht geringem Aufwand einbringen können. 
  FLEX  ist auch das Mittel, wenn man Web-Services innerhalb allegro nutzen will bzw.  wenn eigene Web-Services auf der Grundlage einer allegro-Datenbank zu  programmieren sind. Auf diese Weise – allein mit FLEX -  wurde z.B. ein OAI-Service geschaffen.
  
  Die Kürze der Zeit erlaubt keine umfassende Darstellung, es wird nur auf einige  wichtige Aspekte eingegangen. Die a30-Präsentation ist aber mit Links zu  ausführlicheren Darstellungen angereichert. 
  Nach dieser Einleitung nun ein Blick auf die Grundprinzipien der Entwicklung.
  
  Grundprinzipien
Softwaretyp 
  allegro-C  ist ein objektorientiertes  Datenbanksystem, kein relationales. Es gibt keine Tabellen und deshalb auch  keine SQL-Implementierung. In etwa eine Entsprechung zu SQL ist die Skriptsprache  FLEX, deren Funktionsumfang  jedoch über  SQL weit hinausgeht.
Zum  Thema Offenheit 
  Das  Konzept „Open Source“ hat für allegro drei Aspekte:
Für den Zugang zu allen offenen Materialien wurde eine Versionsverwaltung mit „Subversion“ eingerichtet.
Datenkommunikation
  Als  angemessene Lösung für den  Gesamtbereich  der Datenmanipulation, für Export und Import wie auch für andere Aufgaben des Umgangs  mit Daten, wurde schon früh ein zweigeteilter Ansatz gewählt. Es gibt zwei  Datenmanipulationssprachen:
So  ist erreicht, daß Konvertierungen von einem Fremdformat in ein anderes  Fremdformat, z.B. MAB2 in MARC21, in einem Durchlauf möglich sind: Man koppelt  eine Importparameterdatei MAB2.AIM und eine Exportparameterdatei MARC21.APR  hintereinander; die erste wandelt die Fremddaten in das interne Format, das  sog. A-Schema, die zweite produziert daraus einen Output im MARC21.
  Dieses Verfahren, entstanden 1987, gehört zu den frühen Innovationen. Über einen  solchen universellen Lösungsansatz wurde damals auch anderswo diskutiert,  konsequent umgesetzt wurde die Idee aber, soweit wir sehen, nur in allegro.
  Für Anwender ergibt sich nebenbei der Vorteil, ihr internes Format nicht  wechseln zu müssen. Der Umstieg von MAB2 zu MARC21 bedeutet nur, daß man zum  Importieren von Fremddaten eine andere Parameterdatei einsetzt. (Keine Software  kann den Arbeitsaufwand eliminieren, der sich aus einem Wechsel des Regelwerks  ergibt, aber das ist ein anderes Thema.)
Suchmaschinensoftware
  Seit  2009 wurden drei Wege eröffnet, die allegro-typischen  Suchmöglichkeiten zu erweitern und damit die traditionell geprägten, heute als  umständlich empfundenen Eigenheiten des Bibliothekskatalogs zu überwinden, aber  ohne seine Vorzüge aufzugeben. Der zweite und dritte Weg greifen auf externe  Software zurück, die aber ebenfalls quelloffen verfügbar ist.
Scripting
  Unter  der früheren DOS-Oberfläche gab es separate Module für Ausleihe und Erwerbung.  Das waren getrennte Programme mit spezialisierten Aufgaben. Dieser Ansatz  erschien nicht mehr angemessen, als mit Windows die engen Grenzen der  MS/DOS-Umgebung wegfielen. Eingebaut in das Windows-Hauptprogramm wurde ein Skript-Interpreter,  der die für allegro entwickelte Skriptsprache  namens FLEX interpretieren und ausführen kann. In der Sprache FLEX, die seit  1999 immer mächtiger wurde (unter DOS gab es nichts vergleichbares), konnten in  der Folge alle höheren Funktionen neu  programmiert werden. Für die Web-Oberflächen kommt FLEX gleichfalls zum  Einsatz; dies entspricht in etwa dem Verfahren, die Sprache SQL in gängige Skriptsprachen  wie Perl und PHP einzubeziehen, um auf relationale Datenbanken zuzugreifen. Die  Beispiel- und Sonderfunktionen im Menü der Präsentation beruhen darauf.
  Ein schwieriges System?
  Das  System allegro-C gilt als umfangreich  und komplex, als schwer zu erlernen und zu beherrschen. Wer die Klippen und  Lernschwellen einmal überwunden hat, entwickelt Gespür für seine Logik, schätzt  Leistung und Vielseitigkeit und versteht, daß dies alles nicht zu haben wäre  ohne Komplexität. Hat man aber eine Anwendung auf der Basis von allegro erst einmal fertig konfiguriert,  ist der Alltag damit nicht schwieriger als mit anderen Systemen.
  Komplex ist, wie wir doch alle wissen, zuerst einmal die Bibliotheksarbeit  selbst, und allegro ist im Dialog mit  Praktikern geworden und gewachsen, um dieser Arbeit zu entsprechen.
  Es sind die realen Anforderungen aus ungezählten, verschiedenartigen,  mitunter „exotischen“ Projekten der Praxis, die immer wieder Anstöße gegeben  haben zu Innovationen. Diesen fortwährenden Prozeß kann man im Mailforum  beobachten. Dort beteiligen sich etliche erfahrene „Allegrologen“ mit großem  Engagement nicht nur an Problemlösungen, sondern sie haben auch ungezählte  Vorschläge für Neuerungen und Verbesserungen eingebracht. Das alles hat auch  sehr geholfen, die Software hinsichtlich Zuverlässigkeit und Sicherheit auf ein  hohes Niveau zu bringen, was wiederum allen anderen zugute kommt.
  Wer ohne lange Lernphase mit allegro arbeiten will, kann komplette Anwendungen  von anderen Anwendern übernehmen oder sich von erfahrenen Supportern eine  Lösung nach Maß erstellen lassen, samt Installation, Schulung und regelmäßige  Betreuung. Dies entspricht dem, was bei OpenSource-Produkten allgemein üblich  ist. Für Öffentliche Bibliotheken bietet die Büchereizentrale Niedersachsen (Lüneburg)  umfassenden Service.
Gefördert  durch das Land Niedersachsen 
  Das  Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) hat die  allegro-Entwicklung längerfristig gefördert: Seit 1991 ist diese Arbeit als „zusätzliche  Sonder-
  aufgabe“ der Bibliothek übertragen gewesen. Mit dieser Unterstützung war es  möglich, das System kontinuierlich bis zum heutigen Umfang und Potential  auszubauen. Die Förderung läuft Ende 2012 aus, dann jedoch soll und wird die  Software als Open-Source-Paket der bibliothekarischen Öffentlichkeit auch im  Quelltext vollständig zur Verfügung stehen. Die Bibliothek versteht es als  Verpflichtung gegenüber der zahlreichen und langjährig zufriedenen  Anwenderschaft, auf diese Weise Zukunftssicherheit zu gewährleisten.
Links  zu allegro-C  (alle auch auf der Homepage zu finden) 
  Homepage:
  http://www.allegro-c.de
  Anwender
  http://www.stepmap.de/karte/allegro-c-nutzer-bunt-148115  (Karte) 
  http://www.allegro-c.de/ac-dbs.htm  (allegro-Kataloge im Web)
  Download  des Demopakets: (einschl. Ausleihe, Erwerbung, Zeitschriften u.a.)
  http://www.allegro-c.de/download.htm
  Chronik  der Entwicklung ab 1980:
  http://www.allegro-c.de/chronik
  FLEX,  die allegro-Skriptsprache
  http://www.allegro-c.de/doku/flex  
  OAI-Service  mit allegro
  http://www.allegro-c.de/oai.htm 
  a30,  neue Oberfläche und „Rich Internet Application“:
  http://www.allegro-c.de/doku/a30/     ab 2013 a35: http://www.allegro-c.de/doku/a35/
  Mailforum  mit Archiv:
  http://sun250.biblio.etc.tu-bs.de/mailman/listinfo/allegro
  SVN-Repositorium  für das OpenSource-Angebot:
  http://svn.allegro-c.de/svn
Weiterführende  Quellen 
  Rich  Internet Applications (RIA) – ein Überblick zum Thema
  http://www.allegro-c.de/doku/a30/rias.htm 
  Solr  von Apache (früher Lucene)
  http://lucene.apache.org/solr/
  VuFind („The  library OPAC meets Web 2.0”)
  http://vufind.org/ 
  Subversion  (Versionsverwaltungssystem)
  http://subversion.tigris.org